Auf den Spuren von „Die Asche meiner Mutter“
Als Frank McCourt „Die Asche meiner Mutter“ (Angela's Ashes), den autobiographischen Roman über seine Kindheit in der Stadt Limerick in den 1930er und 1940er Jahren schrieb, hatte er mit Sicherheit keine Vorstellung davon, welche Auswirkungen sein Werk haben würde.
Seine Erzählung über bittere Armut war nicht nur der Beginn eines neuen Genres in der Buchwelt, das als „Misery-Lit“ bezeichnet wird, sondern spaltete auch die Leserschaft in diejenigen, die das Buch liebten, und diejenigen, die es unverzeihlich fanden, wie negativ er die Stadt und ihre Bewohner darstellte.
Ob positive oder negative Kritiken, das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Buch verhalf Limerick auf jeden Fall zu weltweiter Bekanntheit.
Limerick City © Shutterstock
Glücklicherweise gibt es für Fans des Buches und des Films mit Robert Carlyle und Emily Watson aus dem Jahr 1997 noch viel zu sehen, obwohl die Slums der Kindheit von Frank McCourt gottseidank längst der Vergangenheit angehören. Und noch etwas hat sich laut Andrew Bennett geändert, dessen raue Stimme den Begleitkommentar für den Film lieferte.
„Ich bin direkt vor den Toren der Stadt aufgewachsen und es ist heute ein wesentlich freundlicherer, menschlicherer Ort“, sagt Bennett. „Limerick hatte immer einen Ruf für große sportliche Leistungen, was der Stadt ein hartes, maskulines Image verlieh. Doch als die Universität ihre Tore öffnete, kamen auf einmal Menschen von überall hierher. Und viele Mädchen.“
Für den jungen McCourt, der die reine Jungenschule Leamy House an der Hartstonge Street besuchte, waren Mädchen eine fremde Welt.
Der junge Frank erwähnt eine weitere Schule, die vornehme Crescent, die Richard Harris und Terry Wogan als Schüler besuchten. Auch Bennett ging in diese Schule, aber zu seiner Zeit war sie bereits koedukativ und an den Stadtrand umgezogen.
„Ich habe die Schule wirklich geliebt“, sagt Bennett. „Aber ich erinnere mich, dass mir Leute erzählten, dass die Atmosphäre ganz anders war als in der alten Schule.“
The Hunt Museum, Limerick
Der Großteil der Stadt ist stolz auf ihren berühmten Sohn. Sie können an einer Angela's Ashes Walking Tour teilnehmen, die an der Touristeninformation beginnt und durch die Straßen der Stadt zu den Orten führt, die im Buch vorkommen, darunter Windmill Street, South's Pub und Leamy School.
Doch ein Interesse an „Die Asche meiner Mutter“ ist nicht der einzige Grund, um diese historische Stadt zu besuchen. Hier gibt es auch noch viele andere Dinge zu sehen und zu erleben. Das weltberühmte Hunt Museum im prachtvollen Ambiente des Custom House ist ein Muss mit seiner faszinierenden Sammlung von Artefakten und Kunstwerken wie zum Beispiel Werken von Picasso, Renoir und Gaugin. Und das King John's Castle aus dem 13. Jahrhundert erzählt eindrucksvoll von der 800-jährigen Geschichte der Stadt.
Und dann wäre da noch der Shannon mit seinen Flusswanderrouten, Bootsausflügen und Brücken. „Eine Zeit lang“, sagt Bennett, „wandte sich Limerick vom Fluss Shannon ab – man konnte gar nicht in seine Nähe kommen. Jetzt wurden Wege gebaut und Cafés und der Fluss ist wieder da, wo er hingehört: im Herzen der Stadt.“